Vorwort
In Esteli, Nicaragua, hatten wir einige Zeit uns eine Moeglichkeit zurechtzulegen, wie wir es moeglichst elegant schaffen Honduras und El Salvador zu ueberbruecken, ohne dabei in die Pedale zu treten. Zum einen wollten wir mehr Zeit fuer Guatemala, Belize und Mexico haben. Zum anderen, und das war der Hauptgrund, war uns insbesondere Honduras zum Radeln zu heikel. Bei allem was man so an Geschichten ueber Mittelamerika hoert, nimmt Honduras nochmal einen Extraplatz ein, was Kriminalitaet angeht (s. z.B. hier)
Eine andere Loesung sollte also her und so wurde es die angesprochene Busfahrt. Aber nicht irgendeine.
Auf Grund unserer Raeder gestaltete es sich recht schwierig einen der Luxusbusse zu nehmen, welche durch ganz Zentralamerika kreuzen. Zum einen weil die Radmitnahme (zumindest nicht auf einem Zwischenstop wie Esteli) garantiert werden konnte (je nachdem wieviel Gepaeck schon an Bord ist), zum anderen weil ein naechtlicher Buswechsle in San Salvador nicht zu vermeiden gewesen waere. Dazu waren wir in Guatemala-City angekommen. Auch das wollten wir vermeiden.
Also haben wir einen kleinen lokalen Anbieter gefunden.....
Einstieg
Gegen 11 Uhr machten wir uns gut gelaunt aber doch angespannt auf den Weg zur Busstation. Begleitet wurden wir von einemn jungen Mann der "Travel Agency Aries", der dafuer Sorge tragen sollte, dass wir auch wirklich im Bus landen. Selbiger fuhr auch kurze Zeit spaeter vor, wenngleich er sich auch nicht ganz mit unseren Vorstellungen deckte. Jetzt stand er also da, der Bus, der alte Schulbus aus den Staaten, unser Bus.
Kurze Zeit spaeter waren unsere Bikes auf dem Dach verzurrt und wir sassen auf den engen, mit Plastik bezogenen Sitzen und schwitzten. Beim Einstieg wurden wir von vielen freundlichen Gesichtern bestaunt und angelaechelt. Da kann man nicht Meckern, die Stimmung war wirklich gut. Und als der Bus anrollte, der Fahrtwind die Hitze ertraeglicher machte und der Bus wirklich einigermassen leer blieb, so dass wir jeder einen Doppelsitz hatten, da hatte uns die gute Laune unserer illustren Reisegruppe auch schon angesteckt.
Und auch die beiden muskuloesen, taetowierten Jungs mit Kopftuechern wollten sicher nur in die Osterferien und nicht zum naechsten Gangtreffen...
Die Fahrt - am Tage
Nach kurzer Zeit erreichten wir den ersten der drei Grenzuebergaenge; von Nicaragua nach Honduras. Es sollten noch folgen: Honduras - El Salvador und El Salvador - Guatemala.
Unser hawaii-hemd-tragende "Reisefuehrer" kuemmerte sich auch gut um die ganze Truppe, insbesondere natuerlich um uns zwei "Chelas" (von leche - Milch; also hellhaeutige), so das wir ruckzuck unsere Stempel im Pass hatten. Auch das kurze Stueck durch Honduras verging wie im Fluge und schon bald waren wir also in El Salvador. Auch hier gabs keine Probleme an der Grenze. Wann wir uns genau an den Anblick maschienengewehr-behangener Polizisten und Soldaten gewoehnt hatten, weiss ich nicht mehr so genau, aber irgendwo auf diesem Abschnitt.
Die Fahrt - in der Nacht
Dann wurde unser Bus ploetzlich langsam, bog auf einen Parkplatz und hielt an. Es war schon lange dunkel und ich freute mich auf unseren Essens-Stop. Doch weit gefehlt. Ploetzlich wurden alle nervoes und wir mussten mit dem gesammten Gepaeck aus dem Bus. Also doch den Bus wechseln? Nein, wieder weit gefehlt! Eine Drogenrazzia war angesagt. Na also, man bekommt doch was geboten fuer sein Geld.
In einer grossen Halle in der El Salvadoriansichen Dunkelheit stellten wir also zuerst unser Gepaeck in zwei Reihen parat, offen, und wir reihten uns direkt dahinter auf. Unser ansonsten staendig froehlicher und relaxter Reiseleiter sah jetzt trotz aufgeknoepftem Hemd doch recht zugeknoepft und angespannt aus. Das beunruhigte uns dann auch mehr als die bewaffneten Jungs, die ueberall standen und deren Anblick wir ja schon gewohnt waren.
Dann kam ein bestens gelaunter Hund an langer Leine angewuselt und schnupperte verspielt an und in allen Taschen. Und dann an uns. Und eine weitere Runde an den Taschen. Und eine weitere Runde an uns. Herrliches Spiel. Zumindest fuer den Klaeffer. Was passiert eigentlich wenn der jetzt wirklich klaefft? Ich moechte es nicht wissen, aber man kann sich dem Gedanken nicht entziehen, was passieren koennte...wildes Bellen, Waffen werden gezogen, Handschellen klicken , abfuehren, Zelle, warten...super. Passiert aber nicht. Der Hund zieht gut gelaunt (an der) Leine, kurze Zeit spaeter ist auch der Bus durchsucht und es darf weiter gehen. Und auch unser Reiseleiter hat wieder gut lachen und schlaegt mir gut gelaunt auf die Schulter.
Kurz danach gibts wirklich unseren Essens-Stop. War aber auch an der Zeit.
Dann kommt der Regen. Nagut wir sitzen ja im Bus. Aber hatten wir was von offenen Fenstern und Fahrtwind erzaehlt? Genau. Die Haelfte der Fenster liess sich naemlich garnicht schliessen. Also nochmal: dann kommt der Regen. Da hilft nur: Lachen, was der ganze Bus auch macht, und vielleicht eine Regenjacke anziehen, was ich mache.
Mittlerweile ist es mitten in der Nacht und damit man nichts von der Fahrt verpasst oder vielleicht auch damit unser Busfahrer nicht einschlaeft, wird die Musik von laut auf superlaut gestellt. Ach was, megalaut. Aber muss ja auch gegen Regen und Wind ankommen, die Musik. Aber immerhin singen unsere Gang-Jungs die Schnulzen mit, wie Manu bemerkt. Also vermutlich wirklich nur Osterferien.
Mit Oropax regelt sich die Musik dann wieder auf laut runter und auch der Regen laesst nach. Geht doch.
Aussteig
Die letzte Grenze naht. Kurz danach haben wir ein Hotel reserviert und die Fahrt wird fuer uns in mitten in der guatemalisch Nacht enden. Allerdings verraet uns ein Blick auf die Karte (Manu schaut gerne auf Karten), dass wir garnicht am anversierten Grenzuebergang sind, sondern einige Kilometer weiter suedlich nach Guatemala einchecken. Tja, da geht sie dahin, unsere Reservierung, unser Hotel. Verdammt, wir hatten mehrfach gefragt, ob sie uns in Jutiapa rauslassen koennen, was direkt an der Panamericana liegt. "No hay problema" hatte man uns in der Agentur gesagt, nachdem man nochmal telefoniert hatte. Unser Fehler, den Busfahrer selber hatten wir naemlich nicht gefragt. Letzte Woche seien sie noch ueber Jutiapa gefahren, heute eben nicht, meinte er.
Wir hatten ohnehin etwas Zeit ihm unser Problem zu erklaeren, denn gerade wurden wir nochmal von der freundlichen Militaerpolizei mit den grossen Knarren gestoppt, mussten alle aussteigen, uns in eine Reihe stellen und die Paesse bereithalten.Wenig Neues.
Letztlich kam dann tatsaechlich der entscheidende Tip von einem Polizisten, der unser Problem mitbekam und meinte im naechsten Ort gebe es ein Hotel und es sei nicht weit bis Jutiapa, so dass wir doch halbwegs richtig raskommen wuerden. Also hoffnungsfroh um halb zwei in der Nacht am Hotel gehalten. Ausgebucht. Nicht wahr, oder? Doch, aber Manu die samt Busfahrer den armen Mann rausgeklingelt hat, waehrend ich im Bus bei den Sachen warte, kann ihn zum Glueck ueberzeugen, dass ein ueberdachter Platz, wo wir unser Isomatten ausrollen koennen mehr als ausreichend ist.
Ausklang
So packen wir unsere sieben Sachen aus dem Bus und unsere zwei Raeder vom Dach und stehen bei Frank (aus Malta!) im Hotel . Ein Gluecksfall wie sich herausstellt. Wir koennen auf der Terasse schlafen, er laesst das Haus offen, damit wir das Bad nutzen koennen, zeigt uns den Pool, in den wir morgen springen duerfen und steht ploetzlich sogar mit Joghurteis fuer uns da. Wir quatschen noch etwas und schlafen dann auch bald ein. Dass um 5 Uhr ploetzlich ein Hotelgast (vermutlich noch betrunken) den Fernseh in Hoellenlautstaerke anschmeisst stoert da auch fast nicht weiter. Kurz darauf hat Frank dann auch die Sicherung rausgedreht und wir schlafen immerhin noch bis sieben, halb acht.
Nach einer herrlichen Dusche werden wir dann noch von Franks Frau (sie ist aus Guatemala) aufs Fruehstueck im Familiengarten eingeladen und lassen so eine abenteuerliche Fahrt gebuehrend ausklingen.
Dass er uns noch seine Nummer gibt, fuer den Fall das irgendetwas sein sollte, solange wir in Guatemala sind, laesst uns dann mit einem guten Gefuehl in den naechsten Teil unserer Reise starten.
Danke dafuer!
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